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Verein für Bildungsgerechtigkeit

HOCHBEGABTE

«47’000 Schicksale»: Ehemaliger Solothurner FDP-Präsident engagiert sich für Initiative, die Kinder mit hohem Potenzial besser fördern will
Christian Scheuermeyer aus Deitingen ist Co-Präsident des Vereins für Bildungsgerechtigkeit. Er will verhindern, dass viel Potenzial verloren geht, wenn hochbegabte Kinder sich im Schulunterricht langweilen und darob verzweifeln.

«In der Schweiz ist es eine reine Glückssache, ob hochbegabte Kinder die ihnen angemessene Schulung bekommen oder nicht», sagt der Deitinger Christian Scheuermeyer. Er hat zusammen mit Elisabeth Zollinger das Co-Präsidium des Vereins für Bildungsgerechtigkeit inne.

Kurz vor der GV des Vereins, an der der höchstbegabte Maximilian Janisch auftreten wird, erklärt er engagiert die grosse Bedeutsamkeit des Themas: «Maximilian Janisch ist ein besonders eindrucksvoller, aber kein typischer Fall.» Der heute 19-jährige Zürcher hat einen IQ von 149+ und liegt damit weit oberhalb des durchschnittlichen IQs von 100.

Einen IQ von 130 oder mehr erreichen nur 2 Prozent der Bevölkerung; einen solchen von 125 und mehr haben rund 5 Prozent. Anders als bei vielen wurde bei Janisch die Hochbegabung früh erkannt und er wurde unter anderen durch seine Eltern frühzeitig gefördert. So legte er mit nur neun Jahren Mathematikprüfungen auf Maturaniveau mit Bestnoten ab; seit 2021 ist er Doktorand an der Uni Zürich.

«Es geht sehr viel Potenzial verloren»
Schlechter geht es vielen anderen hochbegabten Kindern. Da sie sich in der Schule langweilen, stören sie oftmals den Unterricht, werden Minderleister und manchmal auch richtig krank – etwa depressiv. Es kommt auch vor, dass bei ihnen fälschlicherweise ein AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit mit oder ohne Hyperaktivität) diagnostiziert wird, da sich manche Verhaltensweisen von Hochbegabten und Kindern mit AD(H)S ähneln können.

Das will die Initiative «Für Bildungsgerechtigkeit» Die geplante Initiative wird von Fachpersonen, betroffenen Eltern und anderen Interessierten aus zehn Kantonen vorbereitet. Ihr Ziel ist es, die Situation von Schülerinnen und Schülern mit hohem kognitiven Potenzial an den öffentlichen Schulen und schon in den untersten Klassen zu verbessern. Hochbegabte gebe es in allen sozialen Schichten, und die Unterforderung habe oft schwerwiegende Folgen. Artikel 62 (Schulwesen) soll ergänzt werden mit der Formulierung: «Die Kantone sorgen für eine ausreichende Schulung und Förderung aller Kinder und Jugendlichen mit hohem kognitivem Potenzial bis längstens zum vollendeten 20. Altersjahr.» Konkret sollen etwa Dispensationen und speziell angepasste Kurse angeboten werden. Im Herbst 2025 soll die Initiative eingereicht werden können. (szr)

Das sei nicht nur ein Problem für betroffene Kinder und ihre Familien, sondern auch gesamtgesellschaftlich ein grosser Verlust, so Scheuermeyer. «Es geht sehr viel Potenzial verloren, wenn hochbegabte Kinder sich im Unterricht langweilen, weil sie schon längst Begriffenes immer wieder üben müssen, und darüber verzweifeln.»

Das hat auch wirtschaftlich negative Folgen, weil das Potenzial dieser Kinder so oft verloren geht. Es werden zudem oft unnötige Kosten generiert, wenn sich diese Kinder nicht entfalten können und entsprechend reagieren, sei es mit Aggression oder Depression.

«Nur» 47’000 Betroffene heisst 47’000 Schicksale
Der Einwand, es gebe doch nur wenige Hochbegabte, sei nicht zielführend, so Scheuermeyer. Rechnet man damit, dass auch Kinder mit einem IQ ab 125 Förderbedarf haben, sind in der Schweiz rund 47’000 Kinder betroffen. 47’000 Schicksale. Und anders als Kinder aus gut betuchten Akademikerfamilien könnten Kinder aus finanziell schwachen Familien nicht einfach eine Privatschule besuchen.

In der Pipeline des «Vereins für Bildungsgerechtigkeit» ist deshalb die Initiative «Für Bildungsgerechtigkeit» (siehe Kasten). Der Verein wurde im Mai 2019 gegründet. Das Jahr 2022 sei für den Verein erfreulich gewesen, es habe mehr Mitglieder, mehr Mitwirkende und gute Ideen mit sich gebracht. Zudem wurde eine Fachgruppe HKP («Hohes kognitives Potenzial») gegründet, die sich monatlich trifft.

Ein grosses Thema ist das Fundraising, zu dem es auch eine Tagung gab. In diesem Jahr beginnt der Verein damit, die nötigen Mittel zu sammeln. «Das ist eine sehr grosse Herausforderung», sagt Christian Scheuermeyer.
Publiziert: 10.03.2023 in der Solothurner Zeitung
www.bildungsgerechtigkeit.ch

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